Nearshoring für Schweizer Unternehmen wird zunehmend zu einer realistischen Antwort auf Fachkräftemangel, hohe Lohnkosten und Kapazitätsengpässe.
Eine Studie der ZHAW School of Management and Law zeigt, dass für Schweizer IT-Dienstleister vor allem zwei Faktoren entscheidend sind: Talentverfügbarkeit und Arbeitskosten. Diese überwiegen deutlich gegenüber reinen Standortkosten oder Steuervorteilen.
Doch Nearshoring funktioniert nur, wenn Governance, Prozesse und Datenschutz von Anfang an richtig aufgesetzt werden – nicht als „Sparprojekt“, sondern als strategische Organisationsentscheidung.
Der Schweizer Markt steht unter Druck: Der Fachkräftemangel zieht sich quer durch IT, Buchhaltung, Administration und Supportfunktionen. Gleichzeitig steigen Fixkosten und Time-to-Hire-Zeiten.
Nearshoring bietet Unternehmen eine Möglichkeit, Prozesse innerhalb Europas auszulagern – in Länder wie Nordmazedonien, Bosnien oder Kosovo – mit ähnlichen Zeitzonen, kürzeren Kommunikationswegen und europäischem Rechtsrahmen.
Laut ZHAW-Erhebung gehören Arbeitsmarkt- und Kostenfaktoren zu den wichtigsten Entscheidungsgrössen für Schweizer Unternehmen, die ihre Kapazitäten erweitern möchten, ohne an Qualität einzubüssen.
Fachmedien wie Computerworld Schweiz ordnen den Trend als strukturelle Veränderung des Markts ein: Unternehmen suchen Partner, die Skalierbarkeit bieten, aber Governance und Schweizer Qualitätsstandards sicherstellen.
Basierend auf Forschung und Praxiserfahrungen lassen sich fünf Hauptkriterien definieren, die für Schweizer Entscheider entscheidend sind:
Fazit: Die Standortwahl im Nearshoring ist kein Preisvergleich, sondern ein Multi-Kriterien-System, bei dem Talentdichte, Stabilität und Governance den Ausschlag geben.
Fehlannahme 1: „Nearshoring = Kostensenkung.“
Korrektur: Kosten sind ein Nebeneffekt. Der Hauptnutzen liegt in skalierbarer Kapazität und planbarer Qualität.
Fehlannahme 2: „Wir spiegeln einfach unser Schweizer Setup.“
Korrektur: Nearshoring erfordert ein Prozess-Redesign – klare Schnittstellen, Quality Gates und definierte Übergaben.
Fehlannahme 3: „Kulturelle Unterschiede regeln sich von selbst.“
Korrektur: Zusammenarbeit muss operativ gestaltet werden – mit festen Kommunikationsrhythmen, Eskalationspfaden und klaren Verantwortlichkeiten.
Wer Nearshoring als Business-Process-Outsourcing (BPO) in der Schweiz betreibt, muss die gleichen Anforderungen erfüllen wie intern: Datenschutz, Nachvollziehbarkeit, Qualitätskontrolle und Auditierbarkeit.
Damit wird BPO Schweiz zu einem transparenten, steuerbaren System – nicht zu einer Blackbox.
Nearshoring in der Schweiz ist kein kurzfristiger Kostentrick, sondern eine langfristige Organisationsstrategie.
Wer BPO- oder Outsourcing-Projekte nach klaren Governance-Regeln aufsetzt, kann den Fachkräftemangel entschärfen, Skalierung ermöglichen und gleichzeitig Schweizer Qualitätsstandards sichern.
Mit einem strukturierten Ansatz – Standortwahl, Compliance, KPI-Systematik – wird Nearshoring zu einer echten Wettbewerbsstärke.